In unserem Alltag kommen wir tagtäglich direkt oder indirekt mit Holz in Berührung. Das beginnt beim Kochen, wenn die Speisen mit dem hölzernen Kochlöffel gerührt werden, und endet für viele von uns zur Schlafenszeit, wenn sie sich in einem Bett aus Zirbenholz zur Nachtruhe legen. Allein aus diesen beiden Beispielen, ließe sich eine Frage ableiten, wie gesund ist Holz? Seit Jahrhunderten und Jahrtausenden sind wir Menschen mit Holz und Wald in Berührung und haben uns wohlgefühlt. Also werden wir weiterhin Essstäbchen, Kleiderbügel, Parfüms mit Sandelholz verwenden, Eis am Stil essen, mit Bleistift schreiben und zeichnen, Bretter stapeln und in Holzhäusern wohnen. Da gibt es Studien, wie jene von Prof. Max Moser an der MedUni Graz, die aufzeigen, dass sich Testpersonen innerhalb von Holzräumen offensichtlich behaglicher fühlen als in Räumen in konventioneller Bauweise.
Jedoch halten sich in der breiten Öffentlichkeit seit Jahrzehnten kaum auszumerzende Gerüchte über die schlechte Verträglichkeit von Holz und Holzwerkstoffen für den menschlichen Organismus. Vor allem die Debatte um die Formaldehydemissionen von Holzprodukten. Vielleicht weil das beliebte Ikea-Regal „Billy“ vor 19 Jahren wegen zu hoher Formaldehyd-Werte in die Kritik geriet. Damals war der zulässige Höchstwert überschritten und ist längst bereinigt, also Schnee von gestern. Heute liegen viele dieser Leime in Bezug auf ihre Formaldehydabgabe um einen Faktor zehn bis 100 unter dem von der WHO vorgegebenem Safelevel. Es gibt sogar Leime, deren Emissionen kaum über jene von reinem Massivholz hinausgehen. Dabei produziert der Mensch selbst täglich Unmengen von Formaldehyd. Täte er das nicht, würde er tot umfallen. Bis zu 50 Gramm pro Tag. Die maximal zulässige Formaldehydkonzentration in Innenräumen bewegt sich hingegen im Mikrogrammbereich. Das ergibt sich aus der Chemie des Holzes, das unter normalen Einbaubedingungen praktisch nicht gesundheitsschädlich sein kann.
Selbst wenn Menschen einer extrem hohen Konzentration an Holzemissionen ausgesetzt werden – wie in einer skandinavischen Studie – so zeigte sich, dass ein Teil der Emissionen eingeatmet wurde, aber das meiste davon auch wieder ausgeatmet. Und jener Teil, der tatsächlich im Körper der Testpersonen verblieb, war innerhalb von fünf Minuten wieder abgebaut.
Und bevor wir uns noch weiter in die Chemie des Holzes, d.h. der Terpene und Terpenoide vertiefen und deren positive Auswirkung auf das menschliche Nervensystem oder die Atemwege herausstreichen, verweisen wir auf den Gastredner Dr. Karl Dobianer und seinen Vortrag über Holz: gut und gesund!
Am 17. Feber um 9.45 Uhr bei der Holzverbindet-Tagung.
Zur Person
Karl Dobianer verkörpert in sich, könnte man meinen, das humboldtsche Bildungsideal bezogen auf die Naturwissenschaften. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man sich seinen beruflichen Werdegang anschaut. Nach der Matura studiert Dobianer zunächst Biochemie, widmet sich also den chemischen Vorgängen in Lebewesen. Dann Doktoratstudium in Chemie an der Universität Wien. Und als Draufgabe einen Master in Toxikologie. Die „Science of Chemical Safety“ befasst sich mit den schädlichen Wirkungen chemischer Substanzen auf Mensch und Umwelt. Er absolvierte ein ‚Studien-Triumvirat‘ das wunderbar alles Wissen und Fragestellungen über die chemische Tauglichkeit von Holz und Holzwerkstoffen als Baustoffe in Wohnräumen in sich vereint. Mit seinem Technischen Büro für Chemie ist er in zahlreichen Studien involviert, wird zu Gutachtertätigkeite herangezogen sowie als Referent für Schulungen und diverse Veranstaltungen. Er selbst lebt in einem Holzhaus mit Holzheizung. Sein Motto lautet: Wo es geht, Holz verwenden!