Schwerpunktthema: Brandschutz im Schweizer Holzbau 13.12.2016
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Quelle: Lignum-Dokumentation „Brandschutz im Holzbau“

Es brennt! Es brennt! freuen sich jene Menschen, die 2003 im thüringischen Ort Merkers aus sicherer Distanz die brennende Fassade eines Hauses beobachten. Zum Glück ist der viergeschossige Plattenbau nicht bewohnt. Die Feuerwehr greift nicht ein. Eine Übung im Dienste der Forschung mit internationaler Beteiligung aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und Finnland. Unter den Experten ist auch Dipl. Holzbauingenieur Reinhard Wiederkehr. Licht ins Dunkel bringen wollen die Wissenschaftler, ob Holzfassaden über mehrere Stockwerke überhaupt den Anforderungen der Brandschutzbehörde genügen. Die Vorgabe: Vor dem Löschangriff der Feuerwehr darf es oberhalb der Brandetage nicht zu einer Ausbreitung über mehr als zwei Geschosse kommen.

Über 30 Brände wurden versuchsweise inner- und außerhalb eines Gebäudes gelegt, mit dem Ziel, mehr über Material- und Bauteileigenschaften zu erfahren, was wiederum in Richtlinien für brandsichere Konstruktionen einfloss. Ein Versuch galt der Frage: Wie reagiert die Holzaußenwand, wenn sich im Gebäudeinnern ein Feuer ausbreitet? Überraschend war, so die Messergebnisse, dass bei einer Hitze von 250-300 Grad Celsius brennbare Gase austreten, was zu einer Verkohlung der Holzoberfläche führt. Diese verkohlten Holzfasern, also Kohlenstoff, brennen aber erst bei 1.000 Grad Celsius, sodass diese Hitze sich im Außenraum kaum entwickeln kann. Somit wirkt verkohltes Holz als Brandschutz.

Nach diesen Versuchen stellte der Holzbauingenieur Wiederkehr nüchtern fest: «Die Architektur wünscht eigentlich bei Holzbauten auch hölzerne Außenwände, und das Brandverhalten im großen Maßstab eins zu eins war nie so richtig klar. Hier ging man eigentlich von falschen Vorurteilen aus unter dem Motto, wenn eine Holzfassade brennt, hat man ein flammendes Inferno über mehrere Geschosse.» (NZZ) Die Erkenntnis, dass – mit wenigen Ausnahmen – dem nicht so ist, führte zu neuen Brandschutzvorschriften und damit auch zu einer Renaissance im mehrgeschossigen Holzbau.

In seinem Vortrag, mit dem ambivalenten Titel: „Holzbau – brennt – sicher“ wird der Brandschutzexperte Reinhard Wiederkehr die Vorteile des Baustoffs Holz in mehrgeschossigen Holz-Bauwerken als kalkulierbare Größe im vorbeugenden baulichen Brandschutz herausarbeiten.

Reinhard Wiederkehr
Dipl.-Ing. Reinhard Wiederkehr, Makiol Wiederkehr AG

Zur Person Reinhard Wiederkehr:
Nach seiner Zimmermannslehre schloss er zwei Studien an der Berner Fachhochschule in Biel an, die ihn zum diplomierten Zimmermeister und zum Dipl. Holzbau-Ing. graduierten. Anschließend gründete er mit seinem Studentenkollegen Peter Makiol das Holzbau-Ingenieurbüro Makiol + Wiederkehr. Hier gilt sein Interesse vor allem dem mehrgeschossigen Holzbau mit besonderem Augenmerk auf den Brandschutz. Deshalb wird auch seine Fachkompetenz in der Praxis und der Lehre sehr geschätzt. Als leitender Autor der Lignum-Dokumentation „Brandschutz im Holzbau“, als Lehrbeauftragter an der Berner Fachhochschule, als Prüfer von Brandschutzfachleuten der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen usw. Er engagiert sich laufend bei wegweisenden Pilotprojekten im Holzbau, in verschiedenen Branchengremien und Fachkommissionen sowohl in seinem Heimatland als auch auf europäischer Ebene.

    ANMELDUNG

    INFORMATIONSTAGE
    "CHANCEN UND ENTWICKLUNGEN IM HOLZBAU"

    Zeit: Donnerstag, 15. März – Freitag, 16. März 2018
    Ort: THEURL Holzindustrie, 9911 Thal – Wilfern 40

     

    oder